Krankmeldung: Lidl führte geheime Akten von Mitarbeitern

5 04 2009

Hamburg/Neckarsulm/Bochum (ddp). Der Discounter Lidl hat in der Vergangenheit die Gründe für Krankheiten von Mitarbeitern in firmeninternen Unterlagen festgehalten. Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» am Samstag vorab berichtete, geht dies aus mehreren hundert Seiten firmeninterner Unterlagen hervor, die durch Zufall in einer Mülltonne in Bochum entdeckt wurden. Lidl-Deutschland-Chef Frank-Michael Mros bestätigte der Zeitschrift die Existenz der Formulare. In einer Stellungnahme des Unternehmens hieß es, mit den Listen werde mit Umsetzung des neuen Datenschutzkonzepts zum Jahresende 2008 nicht mehr gearbeitet.

Dem Magazin zufolge setzte Lidl offenbar bundesweit Vordrucke ein, in denen der «Grund der Krankheit» von Mitarbeitern eingetragen werden sollte. So stehe dort über eine Mitarbeiterin, die im Juni 2008 krankgeschrieben war: «Will schwanger (werden). Befruchtung nicht funktioniert». Über andere Mitarbeiterinnen gebe es Einträge, wie «Stationäre Behandlung in neurologischer Klinik» oder «Private Probleme».

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte in dem Magazin das Verhalten Lidls. «Der Grund der Krankheit geht den Arbeitgeber grundsätzlich nichts an», sagte Schaar. Er regte an, dass die zuständigen Aufsichtsbehörden den Fall prüfen sollten. «Dass man dabei zu dem Ergebnis kommt, das ist unzulässig, halte ich für ziemlich wahrscheinlich», betonte er.

Lidl-Deutschland-Chef Mros versicherte dem Magazin, dass die Formulare seit Mitte Januar nicht mehr verwendet würden. Lidl unternehme «alles Erdenkliche, damit dem Datenschutz in unseren Gesellschaften und Filialen Rechnung getragen wird», sagte Mros.

In einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme betonte das Unternehmen, in dem Bericht gehe es um «Altfälle» aus dem vergangenen Jahr. «Bis dahin waren diese Listen dafür genutzt worden, das Personal richtig einzusetzen», hieß es. Das Vorgehen sei nicht datenschutzkonform gewesen. Es habe jedoch dazu gedient, «die Mitarbeiter ihrem gesundheitlichen Zustand entsprechend einzusetzen».

Lidl arbeite seit April 2008 an einem ganzheitlichen Datenschutzkonzept. Bei über 3000 eingebundenen Filialen und 34 Regionalgesellschaften nehme der Prozess zwangsläufig Zeit in Anspruch. Die genannten Unterlagen wurden Lidl zufolge durch einen Mitarbeiter «unsachgemäß entsorgt und dem ‚Spiegel‘ zugeleitet».

 





Rätselhafte Erkrankungen: Siebter Todesfall im Altenheim

5 04 2009

Hillesheim (ddp). Im Zusammenhang mit einer rätselhaften Erkrankungswelle in einem Altenheim in Hillesheim (Kreis Vulkaneifel) gibt es möglicherweise ein siebtes Todesopfer. Bereits am Freitagnachmittag sei eine 93-jährige Heimbewohnerin gestorben, teilte die Staatsanwaltschaft am Samstag mit. Die Frau habe die gleichen Symptome einer Lungeninfektion aufgewiesen wie die anderen Opfer. Die Staatsanwaltschaft ordnete weitere Untersuchungen an. Die Leiche der 93-Jährigen soll obduziert werden. Bei vier bisher obduzierten Leichnamen fanden die Rechtsmediziner entzündliche Veränderungen der Lungen und der Atemwege vor. Deren Ursache ist bislang ungeklärt.

Rechtsmediziner sollen nun durch feingewebliche Untersuchungen der Luftwege und der Lungen klären, ob ein Infekt oder eine Fremdsubstanz nachweisbar ist. Mit Ergebnissen wird in zwei bis drei Wochen gerechnet.

Die Kreisverwaltung Vulkaneifel hatte am Mittwoch mitgeteilt, sie sehe keine Möglichkeiten mehr, die Todesumstände zu klären. Zuvor hatten drei Labors Viren, Bakterien und Pilze als Ursache der Lungeninfektion ausgeschlossen. Laut Staatsanwaltschaft wurden weder pflegerische noch hygienische Mängel bei den Verstorbenen festgestellt. Die Ermittlungsbehörde leitete erneut ein Todesermittlungsverfahren ein, das sich nicht gegen konkrete Verdächtige richtet. Bereits in der vorvergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen geführt, diese aber zunächst wieder eingestellt.

Vor knapp zwei Wochen waren in einer Abteilung der Hillesheimer Pflegeeinrichtung 12 der 36 Bewohner erkrankt. Sie litten unter Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Auswurf.

 





Test: Jedes fünfte Kinderspielzeug bedenklich

5 04 2009

Düsseldorf (ddp). Jedes fünfte Kinderspielzeug entspricht nicht den Sicherheitsstandards. Dies habe ein Test von 150 unterschiedlichen Spielzeugen für Kleinkinder im Alter von bis zu drei Jahren durch Experten des Landes Nordrhein-Westfalen ergeben, teilten das Landesgesundheits- und das Verbraucherschutzministerium am Sonntag in Düsseldorf mit.

Als häufigster Schwachpunkt erwiesen sich den Angaben zufolge Kleinteile wie Räder an Fahrzeugen oder Verzierungen, die sich leicht vom Spielzeug lösen las­sen. 19 von 150 untersuchten Proben fielen durch Kleinteile auf, die von Kindern verschluckt oder eingeatmet werden könnten.

16 von 150 Proben der Spielzeuge wiesen nach Angaben der Ministerien chemische Mängel auf. So wurden in neun Spielzeugen gesundheitsschädliche Weichmacher gefunden. In vier Proben fanden die Prüfer Spuren von Formaldehyd, der als krebsverdächtig gilt und reizend wirkt.